Forum Psychotherapie 2022
Liebe Kolleg*innen, liebe Studierende,
wir möchten Sie auch 2022 wieder sehr herzlich zu unserer Abend-Vorlesung "Forum Psychotherapie" einladen.
Die Veranstaltung ist weiterhin gebührenfrei und sowohl für Mitarbeiter*innen des Instituts für Psychologie, Psychotherapeut*innen in Ausbildung und Studierende der Psychologie an der Universität Göttingen als auch für praktisch tätige Psychotherapeut*innen aus dem Raum Göttingen konzipiert. Wir möchten mit diesem Format einen Raum des interdisziplinären und bereichsübergreifenden Austauschs schaffen und somit einen Beitrag zur Überwindung der bekannten Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis („scientist-practitioner gap“) sowie der Grenzen zwischen Therapieverfahren leisten.
Die Veranstaltung ist als Fortbildung bei der Landespsychotherapeutenkammer Niedersachsen zertifiziert.
*** Aufgrund der aktuellen Situation finden die Termine bis auf weiteres online statt. ***
15.12.22 18:15 – 19:45 *ONLINE*
Dr. Christine Allwang, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, TU München: Psychosomatische Aspekte des Post/Long COVID Syndroms
"Long/Post-COVID bezeichnet ein komplexes Geschehen, das in seiner Ätiologie und den möglichen zugrundeliegenden Pathomechanismen nach wie vor noch nicht vollumfänglich verstanden ist. Die klinisch-therapeutische Versorgung der zum Teil schwer in ihrer Lebensqualität beeinträchtigten Betroffenen stellt nach wie vor eine erhebliche Herausforderung für alle Behandler*innen dar.
Der Vortrag wird die Entstehungsgeschichte des Post/Long COVID Syndroms sowie aktuelle ätiologische Hypothesen umreißen. Zusätzlich wird ein psychosomatisch-psychotherapeutischer Blick auf die Gesamtthematik geworfen und erste psychotherapeutische Ansätze beschrieben."
Zoom Link:
https://uni-goettingen.zoom.us/j/67257659921?pwd=bFVjU20vSDl0TzhNU0U2WjkyMS8xQT09
Meeting ID: 672 5765 9921
Passcode: 605097
09.02.23 18:15 – 19:45 *ONLINE*
Prof. Dr. Antje Gumz, Psychologische Hochschule Berlin: Trotz Distanz Nähe schaffen. Die Qualität der therapeutischen Beziehung in videobasierten Psychotherapien.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Kontaktverbote nahm die Bedeutung videobasierter Psychotherapie (VBT) innerhalb kürzester Zeit rasant zu. Viele Therapeutinnen und Therapeuten begannen erstmalig und teils gezwungenermaßen mit VBT. Dies bot die Chance, Therapeuten zu befragen, wie sie die VBT erlebten, auch jene, die VBT ohne die Corona-Pandemie aufgrund von Vorbehalten nicht erprobt hätten. Es zeigte sich, dass viele Therapeuten der Möglichkeit, auf VBT umzusteigen, aufgeschlossen gegenüberstanden und mit VBT prinzipiell zufrieden waren. Viele konnten ihre Vorbehalte ausräumen.
Dennoch ist die Zufriedenheit der Therapeuten mit Face-to-Face-Therapie generell höher. Häufig genannte Nachteile waren, dass wichtige Aspekte nonverbaler Kommunikation, wie Körpersprache, Sinneseindrücke, Mimik, Gestik, Blickkontakt oder Gerüche, verlorengehen, dass der mitfühlende Austausch, die Bezogenheit, das Sich-aufeinander-einschwingen geringer sind und somit das „atmosphärische Komplettbild“ fehlt.
Systematische Übersichtsarbeiten zeigen, dass sich die Therapieergebnisse der VBT und der Face-to-Face-Therapie kaum unterscheiden. Auch die Qualität der therapeutischen Beziehung in beiden Therapieformen ist vergleichbar. Bislang ist nicht ausreichend geklärt, wie die erfolgreiche Beziehungsgestaltung trotz der beschriebenen Nachteile der VBT möglich ist. Es ist auch nicht ausreichend geklärt, inwieweit es verfahrensspezifische Unterschiede bezüglich der Wirkweise und Wirkung von VBT gibt. In der VBT scheint es zu einer Steigerung der verbalen und nonverbalen Aktivität zu kommen. Anpassungen der therapeutischen Arbeit in Bezug auf das Integrieren der Körpersprache und auf das Schweigen scheinen erforderlich zu sein.
Im Vortrag werden wissenschaftliche Befunde zum Thema vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmer(inne)n aus klinischer Sicht diskutiert. Es wird eine Brücke zur Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der therapeutischen Beziehung geschlagen.
Zoom Link:
https://uni-goettingen.zoom.us/j/62441714187?pwd=N0FlRU9ZaXdzQWlLKysxTUdKQ1pZUT09
Meeting ID: 624 4171 4187
Passcode: 311811
Frühere Beiträge:
Prof. Dr. Johannes Michalak, Universität Witten/Herdecke: Achtsamkeit, Depression und Embodiment
Prof. Dr. Matthias Backenstraß, Klinikum Stuttgart: CBASP - State of the Art
Prof. Dr. Svenja Taubner, Universitätsklinikum Heidelberg: Mentalisierungsbasierte Therapie
Dr. Tobias Krieger, Universität Bern: Internet-basierte Interventionen bei psychischen Störungen: Chancen und Herausforderungen
Prof. Dr. Johannes Zimmermann, Universität Kassel: Dimensionale Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen: Eine Einführung in die neuen Modelle in DSM-5 und ICD-11
Prof. Dr. Bernd Löwe, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Diagnostik der somatischen Belastungsstörung nach ICD-11: Klinik und empirische Evidenz
Prof. Dr. Astrid Müller, Medizinische Hochschule Hannover: Verhaltenssüchte in der ICD-11: Können belohnende Alltagsaktivitäten zur Droge werden?
Prof. Dr. Thomas Ehring, Ludwig-Maximilians-Universität München: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Komplexe PTBS in der ICD-11
Prof. Dr. Christoph Nikendei, Universitätsklinikum Heidelberg: Klima, Psyche, Psychotherapie
Prof. Dr. Thomas Ehring, Ludwig-Maximilians-Universität München: Behandlung der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung