Felicia Stich

Seit September 2024 bin ich Doktorandin in der Abteilung Psychologie der Sprache am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie. Ich absolviere den interdisziplinären Promotionsstudiengang Behavior and Cognition (Dr. phil.) und bin Teil des in der Göttinger Linguistik angesiedelten Graduiertenkollegs 2636 Form-Meaning Mismatches sowie assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs 2906 Curiosity. Meine Promotion wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Promotionsprojekt

In meinem Promotionsprojekt erforsche ich, ob und wie systematische Übereinstimmungen zwischen Wortformen und Wortbedeutungen den frühkindlichen Wortschatzerwerb unterstützen. Konkret untersuche ich, wie systematisch das frühkindliche Lexikon in verschiedenen Sprachen strukturiert ist, ob Kinder systematischere Form-Bedeutungs-Paare früher lernen, und ob Wörter leichter zu lernen sind, wenn sie sich in Form und Bedeutung mit vielen anderen Wörtern überschneiden. Dabei verwende ich sowohl korpusbasierte als auch experimentelle Ansätze, um die Rolle systematischer Form-Bedeutungs-Zuordnungen in der langfristigen Wortschatzentwicklung sowie beim Erlernen neuer Wörter in Echtzeit zu bestimmen. Meine Forschung trägt damit zu einem besseren Verständnis der Mechanismen des frühkindlichen Wortschatzerwerbs bei und erweitert bisherige Erkenntnisse zu den Prinzipien der Sprachentwicklung und der Struktur des Lexikons.

Mein Projekt wird betreut von Prof. Dr. Nivedita Mani (Abteilung für Psychologie der Sprache, Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie), Prof. Dr. Markus Steinbach (Seminar für Deutsche Philologie und Göttinger Gebärdensprachlabor) und Prof. Dr. Lisa Beinborn (Human-Centered Data Science Group, Institut für Informatik).

Forschungsinteressen

Meine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Psycholinguistik und der Sprachentwicklung, insbesondere bei Struktur und Wachstum des mentalen Lexikons, Lernen und Verarbeitung von Wörtern, Erst- und Zweitspracherwerb, prädiktiver Sprachverarbeitung und Sprachgebrauch in Interaktion. Im Laufe meines Promotionsstudiums möchte ich mich näher mit der computergestützten Sprachverarbeitung und Sprachmodellierung sowie mit Themen der kognitiven Neurowissenschaften und der Entwicklungsforschung beschäftigen. Außerdem habe ich einen Hintergrund in historischer Linguistik mit einem Schwerpunkt auf den germanischen Sprachen und interessiere mich weiterhin für Phänomene des Sprachwandels, insbesondere für Grammatikalisierungsprozesse.

Ausbildung

Ich habe einen B.A. in Anglistik/Amerikanistik und Germanistik von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit einem Auslandsjahr am Department of Theoretical and Applied Linguistics der University of Cambridge erworben sowie einen mit Auszeichnung abgeschlossenen M.Phil. in Linguistics, Philology and Phonetics von der University of Oxford. Meine Masterarbeit beschäftigte sich mit der semantischen Bedeutungsverschlechterung deutscher Frauenbezeichnungen anhand von Kollokationsanalysen mit historischen Korpora des Deutschen. Außerdem führte ich empirische Projekte zur prosodischen Phrasierung während der Sprachproduktion, zu den kognitiven Kosten von Vorhersagefehlern während der prädiktiven Sprachverarbeitung, und zum Mediendiskurs über geschlechtergerechte Sprache in Deutschland durch. Nach meinem Masterabschluss absolvierte ich ein Forschungspraktikum an der Abteilung für Psychologie der Sprache des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen in den Niederlanden. Anschließend kehrte ich als Forschungsassistentin an Prof. Dr. Aditi Lahiris Language and Brain Laboratory in Oxford zurück, wo ich an einer EEG-Studie zur phonologischen Verarbeitung von sprachlich verwandten Wörtern durch deutsch-englische Zweisprachige beteiligt war. Kurz vor Beginn meiner Promotion an der Universität Göttingen erwarb ich zudem das Cambridge Certificate in Teaching English to Speakers of Other Languages (CELTA), um Erfahrungen mit Zweitspracherwerb und Mehrsprachigkeit in der praktischen Anwendung zu sammeln.

Weitere Aktivitäten

Ich hatte bereits die Gelegenheit, meine Forschung auf dem 7th Workshop on Infant Language Development (WILD) in San Sebastián, Spanien, und auf der 2025 IEEE International Conference on Development and Learning (ICDL) in Prag, Tschechien, vorzustellen.

Im Juni 2025 habe ich die Beiträge meines Graduiertenkollegs 2636 für die Göttinger Nacht des Wissens, eine gesamtuniversitäre Initiative zur Wissenschaftskommunikation, koordiniert. Seit dem Sommersemester 2025 bin ich zudem studentische Vertreterin des Promotionsprogramms Behavior and Cognition (Dr. phil.).

Veröffentlichungen und Vorträge

Kalinowski, J. A. F., Stich, F., & Mani, N. (to appear). Modeling the impact of phonological and semantic connectivity on early vocabulary growth. IEEE International Conference on Development and Learning 2025, Prague, Czech Republic.

Stich, F. & Mani, N. (2025). The systematicity of early mappings: Do similar forms cue similar meanings across the world’s languages? Poster presented at the 7th Workshop on Infant Language Development 2025, San Sebastian, Spain, 4—6 June 2025.

Booth, J., Stich, F., Fritz, I., & Lahiri, A. (2025). Through dick & dünn: Cognates and the legacy of diachronic change in synchronic processing. Paper presented at the 31st Manchester Phonology Meeting 2025, Manchester, UK, 29—31 May 2025.

Stich, F. (2023). Socio-cognitive factors in the pejoration of German words for women: A corpus study of semantic change. Paper presented at the Oxford Postgraduate Conference in Linguistics 2023, Oxford, UK, 15 September 2023.